Beeinträchtigungen des episodischen Arbeitsgedächtnisses bei Patienten mit chronisch spontaner Urtikaria unter Behandlung mit Antihistaminika der 2. und 3. Generation über und unter 60 Jahren
Nadja Baumgart1, Vera
Mahler2, Thomas
Glaenz3, Nicola Wagner4, Andreas Kleinheinz5, Undine Lippert6, Katharina Weiß7,
Stefan Schneider8, Florian Satt9, Georg Adler1
1Institut für Studien zur Psychischen Gesundheit (ISPG), Mannheim
2Paul-Ehrlich-Institut, Langen
3PsoriSol Hautklinik GmbH, Hersbruck
4Universitätsklinikum
Erlangen
5Elbe Kliniken Buxtehude
6Universitätsmedizin
Göttingen
7Universitätsklinikum Regensburg
8Universitätsklinikum
Hamburg Eppendorf
9Klinikum Nürnberg
Zielsetzung/Fragestellung:
Die sedierende Wirkung der Antihistaminika der ersten Generation hat zu der
Entwicklung der Antihistaminika der 2. und 3. Generation geführt.
Diese sollten keine kognitiven Beeinträchtigungen verursachen, was
in Studien mit gesunden Probanden und der Einmalgabe des Medikaments gezeigt
wurde. Der Einfluss der Medikation auf die kognitive Leistungsfähigkeit
wurde bisher jedoch noch nicht in einer naturalistischen Studie an Patienten
mit chronisch spontaner Urtikaria (CSU) untersucht.
Materialien/Methoden:
Es wurden 250 Probanden mit CSU in 8 Hautkliniken in Deutschland untersucht.
Die Krankheits-schwere wurde mit dem UAS-7 und dem UCT, die Lebensqualität
mit dem DLQI und CU-Q2oL erho-ben. Die kognitive Leistungsfähigkeit
wurde mit dem MAT erfasst. Soziodemographische Daten, Erkrankungsdauer,
die aktuelle Medikation in Behandlungsgruppen und die Komorbiditäten
wurden ebenfalls erfasst.
Ergebnisse:
Es gab keinen signifikanten Zusammenhang zwischen der kognitiven Leistungsfähigkeit
und der Krankheitsschwere oder der Lebensqualität. Der Einfluss der Medikation
wurde in zwei Altersgruppen von 18 bis 60 Jahren (M=40,5) und von 61 bis 80
Jahren (M=67,9) untersucht. Probanden unter Behandlung mit Antihistaminika
der 2. oder 3. Generation (N=134 bzw. 27) wurden mit Probanden ohne Antihistaminikabehandlung
(N=47 bzw. 6) verglichen. Wir konnten einen signifikanten Unterschied im episodischen
Arbeitsgedächtnis in beiden Altersgruppen finden. Der Effekt war unabhängig
davon, ob die Antihistaminika normal- oder hochdosiert gegeben wurden.
Zusammenfassung/Schlussfolgerung:
Wir konnten bei Patienten mit CSU unter Behandlung mit Antihistaminika der
2. und 3. Generation eine signifikante Beeinträchtigung des episodischen
Arbeitsgedächtnisses finden, welche unabhängig war von der Krankheitsschwere,
der Lebensqualität oder der Tagesdosis der Antihistaminika. Diese
Beeinträchtigungen könnten für Alltagsaktivitäten relevant
sein.
Interessant wäre es den Einfluss der Medikation im Alter noch genauer
zu untersuchen, da die Fallzahlen hier bisher noch gering sind.