Altersbilder der Ärzte am Krankenhaus Bad Cannstatt

Eva Mennig1, Susanne Wurm2, Christine Thomas1

1Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie für Ältere, Klinikum Stuttgart Zentrum für Seelische Gesundheit, Stuttgart
2Institut für Psychogerontologie, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Nürnberg

Zielsetzung/Fragestellung:
Um den speziellen Bedürfnissen der steigenden Anzahl älterer Patienten (70 Jahre und älter) gerecht zu werden und deren Versorgung zu optimieren, wurde am Krankenhaus Bad Cannstatt (KBC) das Projekt „HuBerTDA“ ins Leben gerufen. Negative Altersbilder bzw. Altersstereotype der an der Behandlung beteiligten Ärzte könnten die Erreichung dieses Ziels jedoch gefährden. Mit der vorliegenden Studie wurden daher die Altersstereotype der Ärzte am KBC erhoben und auf Zusammenhänge mit demografischen und persönlichen Faktoren sowie Wissen zu älteren Menschen untersucht, um bei Bedarf gezielte Interventionen im Rahmen der HuBerTDA-Schulungen durchführen zu können.

Materialien/Methoden:
Vom 11. Juli bis 12. August 2016 wurden die am KBC beschäftigten Ärzte (n = 198) mit dem German Aging Semantic Differential (ASD), der ersten Version des Palmore’s Facts on Aging Quiz (FAQ1) sowie zu ihren demografischen und persönlichen Faktoren mit einem schriftlichen Fragebogen befragt. Für die Auswertung kamen Korrelationen, t-Tests und multiple Regressionen zum Einsatz.

Ergebnisse:
99 der 198 befragten Ärzte (50%) beantworteten den Fragebogen. Die Werte des ASD weisen darauf hin, dass die Ärzte am KBC eher negativ geprägte Altersstereotype haben (M = 4.1). Ärzte mit Interesse an Altersmedizin hatten dabei signifikant positivere Altersstereotype als Ärzte ohne Interesse. Des Weiteren gab es einen signifikanten Zusammenhang zwischen Wissen zu älteren Menschen (FAQ1) und den Altersstereotypen: Je höher das Wissen, desto positiver die Altersstereotype. Der Effekt des Wissens blieb auch nach Hinzuziehen der Variablen Alter und Patientenanteil an Patienten, die 70 Jahre oder älter sind, stabil. Außer Interesse und Wissen hatte keine andere Variable einen signifikanten Zusammenhang mit den Altersstereotypen der Ärzte.

Zusammenfassung/Schlussfolgerung:
Die vorliegende Studie ist ein weiterer Hinweis darauf, dass eine eher negative Stereotypisierung älterer Menschen in der medizinischen Versorgung vorzuherrschen scheint. Basierend auf den Ergebnissen soll in den HuBerTDA-Schulungen für die Ärzte insbesondere auf Wissensvermittlung zu physischen, psychischen und sozialen Fakten zu älteren Menschen gesetzt werden. Es ist jedoch noch weitere Forschung nötig, die weitere Variablen wie Angst vor dem Alter oder das Altersselbstbild der Ärzte einbezieht, um ein umfangreiches Bild über mögliche Wirkungszusammenhänge zu erhalten.

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