Etablierung und Ausbau Stationsäquivalenter Behandlung (STäB) in der Gerontopsychiatrie – Essentials nach einem Jahr Behandlungserfahrung
Stefan Spannhorst, Carola
Bruns,
Christine Thomas
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie für Ältere,
Klinikum Stuttgart Zentrum für Seelische Gesundheit, Stuttgart
Zielsetzung/Fragestellung:
Anhand einer Rückschau auf Abläufe und Behandlungsschwerpunkte der
Stationsäquivalenten Behandlung (STäB) in der Klinik für Psychiatrie
und Psychotherapie für Ältere am Klinikum Stuttgart innerhalb der
vergangenen 15 Monate werden fachliche und logistische Charakteristika sowie
die Häufigkeiten der behandelten Erkrankungen herausgearbeitet. Zudem
soll die Kompetenzerfordernisse des multiprofessionellen Behandlungsteams dargestellt
werden.
Materialien/Methoden:
Deskriptive Darstellung der erhobenen Behandlungsdaten im Zeitraum von 15 Monaten
(Januar 2018 bis März 2019). Dabei wurden neben der Haupt- und Nebendiagnose
auch der Behandlungsort (Im Pflegeheim oder in der Häuslichkeit) und
die Verweildauer erfasst. Das multiprofessionelle Team wird vorgestellt,
dabei werden insbesondere die Fachlichkeit und die internen logistischen
und Behandlungsabläufe von der Aufnahme bis zur Entlassung erläutert.
Die aktuelle Vergütungsstruktur anhand des geleisteten Aufwands mit
Pauschalierten Fahrt- und patientenfernen Kosten wird benannt.
Ergebnisse:
Im multiprofessionellen Team mit Pflegefachkräften, Fachärzten und
Ergotherapie / Physiotherapie (seltener auch Logopädie oder Sozialdienst)
konnten mehr als 100 Patienten behandelt werden, dabei zunächst 4 und
seit dem IV. Quartal 2018 bis zu 8 Patienten zeitgleich. Die Hauptdiagnose
betraf in der Mehrzahl der Fälle Delirien (60% der Fälle), daneben
affektive Störungen (20%) und Verhaltensstörungen bei Demenz (10%).
Ca. 70% der Behandelten hatten als Nebendiagnose eine Demenz. Knapp über
die Hälfte der Patienten wurde im Pflegeheim behandelt. Initiale Skepsis
muss dort überwunden werden, Anleitung und Einüben demenzspezifischer
Pflegehaltung und –erfordernisse nützen nicht nur dem behandlenten
Patienten sondern haben hier auch Strahlwirkung. Die Charakteristika der Behandlungsaufgaben
und Vorteile eines fachlich erfahrenen multiprofessionellenTeams werden aufgezeigt,
Herausforderungen erläutert.
Zusammenfassung/Schlussfolgerung:
Im fachlich erfahrenen multiprofessionellen Team konnten seit Januar 2018 mehr
als 100 Patienten behandelt werden. Die Vorteile der Behandlung im gewohnten
häuslichen Lebens-umfeld oder auch im neu bezogenen Heimbereich stehen
bei der vulnerablen gerontopsychi-atrischen Patientenklientel deutlich
im Vordergrund. Insbesondere beim Vorliegen eines Delirs kann der Ortswechsel
in die Klinik vermieden werden und die Erkrankung so rascher remittieren.
Eine Stabilisierung bei Depression kann – zumeist nach stationärer
Behandlungsphase - anhand konkreter Aktivitäten vor Ort im häuslichen
Umfeld besonders gut und nachhaltig gelingen. Eine intensive multiprofessionelle
Zusammenarbeit im Team, klare Absprachen in der Logistik der Hausbesuche
und eine enge Verzahnung mit krankenhausgebundenen Behandlungsoptionen
ermöglichen neue Perspektiven für eine optimierte Behandlung
auch von Patienten mit schweren psychiatrischen Erkrankungen in der Gerontopsychiatrie.