Kann eine Ganganalyse zur Differentialdiagnose zwischen Depression und kognitiver Beeinträchtigung beitragen?

Florian Metzger1, 5, Ulrike Sünkel2, Gerhard W. Eschweiler3, David Rosenbaum1, Markus Hobert4, Walter Maetzler4

1 Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Tübingen
2 Hertie-Institut für Hirnforschung, Universitätsklinikum Tübingen
3 Geriatrisches Zentrum, Universitätsklinikum Tübingen
4 Klinik für Neurologie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel
5 Vitos Haina

Zielsetzung/Fragestellung:
Kognitive Beeinträchtigungen und depressive Symptome sind häufige Syndrome des höheren Lebensalters. Von welcher der beiden Grunderkrankungen die Symptome ausgehen oder ob eine Komorbidität vorliegt, ist schwierig zu entscheiden. Als Hilfestellung zur Differenzierung soll eine einfache Analyse von Gangparametern evaluiert werden.

Materialien/Methoden:
Die Teilnehmer der TREND-Studie (Tübinger Evaluation von Risikofaktoren für die Erkennung von NeuroDegeneration; www.TREND-studie.de) wurden intensiv mit klinischen, neuropsychologischen und neurologischen Assessments untersucht. Unter ihnen konnten vier Kohorten gebildet werden (unauffällige Kontrollen, leicht kognitiv Beeinträchtigte, Depressive und depressive kognitiv Beeinträchtigte). Zudem wurden Gangparameter mit Gehen und schnelles Gehen und Kreuzchen Machen als single task (ST) sowie Gehen mit gleichzeitigen Kreuzchen machen oder Rechnen als dual task (DT) erhoben. Die Dual Task Costs (DTC), die als Geschwindigkeitsverlust von DT versus ST definiert ist, wurden berechnet.

Ergebnisse:
Die Ganggeschwindigkeit unter ST- und DT- Bedingungen war bei den Kontrollen deutlich höher als in allen anderen Gruppen, allerdings auch bei den leicht kognitiv Beeinträchtigten höher als bei den gemischt Auffälligen. Auch beim Kreuzchen machen waren die Kontrollen unter ST-Bedingungen schneller. Die DTC waren bei den kognitiv Beeinträchtigen am höchsten, bei den Kontrollen auch allerdings signifikant höher als bei den depressiven und den gemischt Auffälligen. Es zeigen sich auch Hinweise auf eine Veränderung von Gangparametern bei den Probanden, die später kognitive Beeinträchtigungen erleiden werden.

Zusammenfassung/Schlussfolgerung:
Gangparadigmen sind einfache Messungen, die rasch durchgeführt werden können und wenig Ausstattung benötigen. Die Ergebnisse zeigen, dass Gangparadigmen eine Hilfe zur Differenzierung von Depression und kognitiver Beeinträchtigung sein können. Insofern wäre es lohnend, intensivere Analysen zur Interferenz von Gehen, Depression und Kognition durchzuführen.

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