Die Situation in der Gerontopsychiatrie vor dem Veränderungsprozess "Stationen mit offenen Türen"
Bernd Meißnest
Klinik für Gerontopsychiatrie und Psychotherapie, LWL-Klinikum Gütersloh
Zielsetzung/Fragestellung
Bis weit in die 80er Jahre waren "geschlossene" Stationen die Normalität, überall
in der Psychiatrie, so auch in Gütersloh. Nur auserwählte Stationen
konnten offen geführt werden. Anfang der 90er Jahre wurde das Thema " offene
Stationen/offenes Klima / restriktionsarme und - freie Räume" auch
zum Thema auf den Stationen wo es angespannt war. Mit der Integration von Soteriaelementen
gelang es auf einzelnen Stationen mit der offenen Tür auch die Zwangsmaßnahmen
zu reduzieren.
Die Gerontopsychiatrie war bei dieser Entwicklung außen vor. Geschlossene
Stationen als Schutz vor dem "Weglaufen", Fixierungen zur Vermeidung
von Stürzen waren Normalität. Auch außerhalb der Klinik, in stationären
Pflegeeinrichtungen fanden sich ähnliche Zustände.
Erst als engagierte Richter kritisch hinsahen und unangenehme Fragen stellten
entstand konzeptionelle Bewegung.
Materialien/Methoden
Gemeinsam, über alle Berufsgruppen hinweg erfolgte eine Analyse der Ist-Situation
und die Formulierung der Zielsetzung.
Hierzu gehörte die Erfassung von Zwangsmaßnahmen; die tägliche
Dokumentation warum die Türe geschlossen ist; die kritische Auseinandersetzung
mit den Sorgen und Befürchtungen der Mitarbeiter ; das Hinterfragen der
Konzeptionen der einzelnen Stationen; Hospitationen in anderen Institutionen;
Fort- und Weiterbildung.
Ergebnisse
Nach dieser Phase begann von der Klinikleitung getragen eine strukturierte
Planung der Öffnung der einzelnen gerontopsychiatrischen Stationen.
Dies beinhaltete die Therapiekonzeption, die Milieugestaltung, die Mitarbeiterqualifizierung,
das Raumkonzept. Schrittweise konnte dieser Prozess umgesetzt werden bis zur
kompletten Öffnung aller Stationen im Jahr 2008.